Von Töchtern und Vätern und der Sehnsucht nach einer Umarmung

Ab und an haben das bestimmt alle Kinder, dass es jetzt unbedingt Mama oder Papa sein muss und niemand sonst. Und manchmal muss es eben auch speziell der Papa sein und nicht die Mama, oder umgekehrt, auch klar.

Vor zwei Wochen wurde ich operiert und war drei Tage im Krankenhaus. Greta hat mich dort besucht und sich ganz erstaunt und liebevoll nach meinem „Aua“ erkundigt. Aber gleichzeitig ist sie auf Distanz gegangen. Verständlicherweise. Denn Krankenhaus findet wohl kaum einer toll und mit 2,5 Jahren ist es vermutlich noch befremdlicher, dass Mama da auch noch übernachtet und nicht nach Hause kommt.

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Aber auch als ich wieder zu Hause war, ist Greta nicht mehr auf mich zu gekommen. Es war wie eine Schranke zwischen uns, die bis heute nur langsam wieder aufgeht. Greta war das mit der Wunde am Hals ganz und gar nicht geheuer. Die ersten Tage nach meiner Heimkehr dürfte ich sie nicht in den Arm nehmen. Ich dürfe kein Buch mit ihr lesen oder ihr ihre Milchflasche machen. Kurz darauf ist Greta eine Woche zu Oma und Opa gefahren, in den „Urlaub“, damit ich mich zu Hause in Ruhe von der Operation erholen konnte. Als sie wiederkam war es entgültig vorbei mit der töchterlichen Zuneigung. Ab jetzt hieß es nur noch: PAPA!

Wo ich direkt nach meinem Krankenhausaufenthalt noch recht froh war, dass Greta sich nicht zu anhänglich zeigte, war es nach einer Woche ohne mein Mädchen nicht unbedingt leicht so „abgewiesen“ zu werden. Natürlich war mir immer klar, dass dahinter keine Böswilligkeit oder Absicht steckte, aber mit jedem Tag, den dieser Zustand anhielt, tat es ein bisschen mehr weh. Dabei wollte ich sie doch nur mal wieder feste an mich drücken. Stattdessen erntete ich wildes Kopfschütteln und um sich schlagende Arme, bloß nicht anfassen. Sie stattdessen in trauter Zweisamkeit mit dem Papa zu sehen machte es nicht besser. Ich versuchte den Anblick zu genießen und mir Mut zuzureden. Irgendwann zwischen jetzt und der Pubertät würde sie mir sicherlich mal wieder einen Kuss auf die Backe geben.

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Offenbar gab es für Greta in der letzten Zeit viel zu verarbeiten. Heute, knapp drei Wochen später, merke ich immer noch, dass der Papa hoch im Kurs steht. Mittlerweile war Greta selbst krank und ich darf wieder mit ihr kuscheln, wir spielen und lesen zusammen, albern herum oder malen Bilder. Aber noch immer gibt es die Situationen in denen nur und ausschließlich Papa geht und sie mich ausdrücklich weg schickt. Vielleicht wird’s nie wieder anders weil manche Töchter nun mal Papa-Töchter sind. Vielleicht kommt Greta da nach mir. So wie ich meinem Vater (so sagt man mir) unglaublich ähnlich bin, sieht Greta ihrem Papa sehr gleich. Vielleicht bedeutet das eben mehr als eine rein äußerlich offensichtliche Verwandtschaft. Vielleicht sind das nicht unbedingt stärkere aber eben andere Bande zwischen Vater und Tochter. Bande die manchmal belastbarer sind und deshalb intuitiv in Anspruch genommen werden. Aber dank meiner Mama weiß ich, das auch Mutter-Tochter-Bande etwas ganz besonderes sein können und das tröstet mich, wenn Greta grad mal wieder dringend ihren Papa braucht.

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2 Kommentare Gib deinen ab

  1. Das ist auf jeden Fall nichts Dauerhaftes. Ich kenne genügend Mütter und Väter wo die Töchter und Söhne manchmal Mamakinder sind und manchmal Papakinder. Gibt sich mit der Zeit.

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    1. Hallo Andreas, eine späte Antwort. Mittlerweile hat sich vieles wieder normalisiert. Du hast bestimmt recht, mal ist es so, mal anders herum. Und trotzdem muss man es in der jeweiligen Situation aushalten können. Das ist nicht immer leicht. Danke dir für deinen Kommentar!

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