Ausmalen war für mich lange die Tütensuppe unter den kreativen Tätigkeiten. Geht schnell, man muss selbst kaum besondere Fähigkeiten an den Tag legen und so recht zugeben mag man den Konsum eines Fertigprodukts auch nicht. Wenn überhaupt waren es Mandalas, die ich ausmalte. Die wiederum kamen mit einem leicht esoterisch-angestaubten Image daher.
Seit einiger Zeit ist es jetzt Mode, das mit dem Ausmalen. Es gibt zahlreiche Produkte speziell für Erwachsene: Malbücher, Postkarten, Poster und natürlich all die passenden Stifte. Aber noch immer konnte ich mich nicht recht dafür erwärmen. Die Kindheitserinnerung, dass ausmalen nur was für die ist, die selbst nichts zu Stande bekommen, hatte sich eingebrannt. Eines Tages lief mir ein besonderes Poster über den Weg und mit der damaligen Aussicht auf zwei lange Wochen Krankschreibung nach einer OP, hat es mich nach Hause begleitet.
Das Poster ist von coloreo und besteht aus lauter Berlin-Motiven. Mir gefällt, dass dabei Rücksicht auf den tatsächlichen „Stadtplan“ genommen wurde und die Hauptstadt trotzdem mit viel Humor gezeichnet wird. Mein ab und an ambivalentes Verhältnis zu der Stadt in der ich lebe, habe ich ja schon ein paar mal thematisiert. Eines wird sich jedoch nie ändern: Meine Tochter ist hier geboren. Ich stand also in dem Laden mit dem Poster in der Hand und eine Idee war geboren. Ich will dieses Poster für Greta ausmalen, als bleibende Erinnerung an ihre Heimat, denn sie ist und bleibt Berlinerin, auch wenn wir eines Tages mal den Wohnort wechseln sollten.
Seit dem sitze ich regelmäßig vor einem Riesenposter und packe meine Filzstifte aus. Ich freue mich wie ein kleines Mädchen auf die kommenden Minuten in denen ich ein bisschen Ruhe finde und mit Farben und Formen spielen kann. Ich bin plötzlich fast dankbar, dass den „Rahmen“ jemand anderer gestaltet hat und ich mich mit Leichtigkeit auf das Füllen der Figuren und Gebäude konzentrieren kann.
Manchmal schaue ich dabei meine Lieblingsserie, die ich eh schon auswendig kann und bei der ich nicht mehr groß hinschauen muss. Manchmal höre ich Musik dazu und lasse meinen Gedanken freien lauf und manchmal genieße ich einfach die Stille, die sich einstellt. Egal welche Variante ich wähle, es hat etwas mit Wohlfühlen und Gemütlichkeit zu tun. Mit einer naiven Freude an den kleinsten Dingen, wenn es nicht viel braucht um glücklich zu sein. Dann fühlt es sich an, wie ein bisschen Kindheit für zwischendurch, Kindheit für Große.
Greta schaut sich das Poster schon jetzt sehr gerne an und würde am liebsten mit malen. Dann tut es mir ein bisschen leid, dass ich sie davon abhalten muss aber ich hoffe sehr, dass sie sich später mal über ihr Poster freut und sich in all den Kleinigkeiten darauf verlieren kann. Und wenn Gretas Feinmotorik ein wenig fortgeschrittener ist, werde ich uns ein gemeinsames Ausmalprojekt suchen. Bis dahin hab ich aber noch einiges zur tun… mit Berlin.
// Verwendetes Material
Deine Tochter wird sich bestimmt riesig freuen 😍
Ich war auch skeptisch gegenüber dem ausmalen aber, wie auch du erfahren hast. Es macht einfach Spaß 😀
Ein schönes Wochenende wünsche ich ☀
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hallo! ja es ist wirklich eine wundervolle kurzweilige Beschäftigung. Ich glaube einfach, das Motiv muss stimmen. Dir auch noch einen wunderschönen Sonntag!
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