Der Oktober ist da, es ist Herbst, da hilft kein Leugnen mehr… Alles in allem kein Problem. Ich mag den Herbst. Der Herbst hat ein ganz besonderes Licht, er ist voller wunderschöner Gelb- und Rottöne und die Blätter rascheln wenn man knöcheltief hindurchstapft. Ich kann wieder die Kuschelsachen aus dem Schrank holen und auf dem Sofa Kakao trinken. Abends in der Badewanne versinken und schon nachmittags zum Kaffee Kerzen anzünden.
Der Herbst steckt voller Vorfreude. Auf eine neue Jahreszeit die ruhiger und nicht so aufgeregt ist wie der Sommer, weniger Druck spüren lässt, jeden schönen Tag nutzen zu müssen, bevor die Sonne langsam wieder kühler wird. Es kehrt Ruhe ein. Vorfreude macht sich breit, auf die Feiertage und Feste die jetzt kommen und die, seit ich Mama bin, in meinem Leben noch an Bedeutung gewonnen haben: Zuerst Erntedank und Sankt Martin, später Nikolaus, Weihnachten und Silvester. Und genau hier liegt der Hund begraben. Denn bei all der Vorfreude schwingt immer auch die Wehmut mit, dass der Sommer eben doch nicht so schlecht war und Gewissheit, dass jetzt erst mal ein langer Winter kommt. Und mit lang meine ich den Teil nach Silvester: Januar, Februar und März, meine persönlichen drei Monate des ‚grau‘-ens bis zum nächsten Frühling.
Obwohl ich mich also auf all das Beschriebene Freue, werde ich melancholisch und frage mich, ob die kalte Hälfte des Jahres mehr Spaß machen würde, wenn wir nicht in einer Großstadt lebten. Oder wenigstens nicht in Berlin? Berlin ist im Sommer toll, im Herbst auch immer noch ganz ok aber im Winter kann ich diese Stadt nicht recht ausstehen. Das karge Wetter lässt all die rohen Seiten dieser Stadt hervortreten wie aufgerissene Augen die einen Anstarren. Der Dreck und die vielen Unzulänglichkeiten die im Sommer von guter Laune und grünen Blättern kaschiert werden, treten offensichtlich zu Tage. Ich will Berlin nicht verurteilen, ich mag diese Stadt und lebe hier seit fast sieben Jahren. Aber ich hab sie nie lieben gelernt und im Winter fällt mir das Berlinerin sein immer am schwersten.
Berlin hin oder her: Ich werde den kurzen Herbst intensiv genießen und die Vorfreude auf den ersten Teil des Winters ausgiebig zelebrieren. Mir bleiben drei Monate um einen Masterplan zu schmieden, wie ich den zweiten Teil des Winters zu einer ähnlich verlockenden Zeit werden lasse. Ich sollte es vielleicht wie die Indianern halten, die sich auf den Herbst und den Winter freuen, weil danach unweigerlich der nächste Frühling kommt. Das erfordert eben ein bisschen Geduld und eine große Portion Zuversicht, eine gute Gelegenheit sich darin ein bisschen zu üben.
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